Das Persönliche und der politische Rahmen

Wann würden Sie zu einem Coach oder Therapeuten gehen? Zu mir kommen Menschen in die Praxis, wenn ihnen das alltägliche Leben Probleme bereitet, wenn sie sich in schwer oder nicht zu lösenden Konflikten befinden, wenn das, was man heute unter „Stress“ zusammenfaßt zu gesundheitlichen Belastungen führt, sie nicht mehr schlafen können und/oder unter Schmerzen leiden, ihre bislang geübten Kompensationsmechanismen nicht mehr zufriedenstellend greifen.

Immer mehr wird mir bei diesen komplexen Herausforderungen, auf die ich mich hierbei mit meinem Gegenüber einlasse, bewusst, wie sehr das Persönliche und das Politische miteinander verwoben sind. Zum Beispiel die Rahmenbedingungen in der Wirtschaft, die auf den Arbeitsplatz wirken. Die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch für alle Beteiligten zu einem Kraftakt und Nervenkrieg werden lassen. Die Pflegesituation der Alten, die Familien oft mitten in den ohnehin schon belastenden Jahren, in denen sie ihre Kinder erziehen, unkalkulierbar trifft und meist nicht genügend und verlässlich entlastet. Oder – banaler und alltäglich – die Verkehrssituation auf dem Weg in die Arbeit und nach Hause, die den täglichen zweimaligen Horrortrip bedeuten kann. Und täglich grüßt das Murmeltier…

Medizinische und psychotherapeutische Maßnahmen stoßen dort an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, wo gesellschaftliche etablierte Ordnungen und Übereinkommen den Boden dafür bieten, dass sie den Einzelnen immer wieder in eine Not bringen, die er alleine nicht wirklich bewältigen und schon gar nicht lösen kann. Aber politisches Engagement haben wir nicht seit Kindergartenzeiten als selbstverständlich gelernt. Und wie mir beim Lesen dieses Beitrags nochmal bewusst wurde: “Politik ist unsexy”. Ab einem bestimmten Punkt aber ist Schluss mit den Klimmzügen zur Selbstoptimierung, diese schlägt dann unwillkürlich in Selbstausbeutung um.

Systemisches Coaching nimmt Individuen im Kontext der Systeme wahr, in denen sie stehen. Beziehung, Familie, Firma, Partei, Sportverein usw.  Veränderungen von Systemen können oft auf erstaunliche Weise von Veränderungen des Einzelnen ausgehen. Das öffnet den Blick auf Ansätze zu Veränderung über das Persönliche hinaus, über die naheliegenden Systeme hinaus. Das Know-how für die Umsetzung im größeren Rahmen fehlt aber den meisten von uns. Deshalb kochen wir oft weiter unser eigenes Süppchen und hoffen, die Besserung, die es von den Rahmenbedingungen her braucht, möge eines Tages schon „von irgendwoher“ eintreten. Das ist natürlich eine schöne Illusion, die einen immerhin manchmal über die Zeit bringt.

Hinausschauen aus dem eigenen Raum, die eigene Sicht auf die Dinge erweitern („über den eigenen Tellerrand gucken“), sich öffnende Perspektiven nutzen, das sind auch Aspekte sowohl in Coaching als auch Therapie.

Open Your Window zeigt mit seinem Angebot zur Lobbyarbeit „for good“ mit dem entsprechenden politikwissenschaftlichen Hintergrund auf, wie die Lebensumstände Vieler durch ein Einwirken auf die jeweils größeren Systeme gestalten werden können, statt weiterhin unter ihnen zu leiden. Und bietet Handwerkszeug und Hilfestellung dafür an.

Vielleicht kennen Sie ja auch das Neun-Punkte-Problem, diese Aufgabe, in der es gilt, neun Punkte mit vier geraden Linien zu verbinden, ohne den Stift abzusetzen – was nur gelingt, wenn man den Rahmen der gegebenen Punkte, die in einem Quadrat angeordnet sind, verlässt, über diesen hinausgeht. Diesen Ansatz zu finden und zu nutzen kann manchmal auch scheinbar unlösbare Herausforderungen wesentlich erleichtern.

Wenn Sie Ihre aktuelle Thematik für sich und vielleicht für Ihre Firma, Ihre Abteilung, Ihren Verein vom politischen und persönlichen Pol her bearbeiten möchten, sprechen Sie uns an: wir sind ein gut eingespieltes Team.